Wenn du als Scanner Persönlichkeit nie deine berufliche Leidenschaft findest, ist das okay
Ich frage mich, ob viele Scanner*innen Persönlichkeiten vielleicht oft den Gedanken oder die Idee haben, dass etwas anderes, das sie noch nicht ausprobiert haben, beruflich zu 100 Prozent ihre Leidenschaft wäre? Den Gedanken, dass man sich vielleicht nochmal woanders umschauen müsste, um die nächste Ecke schauen sollte?
Ich denke viele Scanner*innen Persönlichkeiten / Multitalente tendieren auf jeden Fall dazu, ihren Job zu hinterfragen, über das Thema Berufung zu grübeln und eventuell mit der aktuellen Beschäftigung zu hadern. Durch die kritische Haltung werden nach einiger Zeit auch in einem neuen Job schnell Probleme am Job selbst oder am Unternehmen entdeckt, oder Fehler im System gefunden, in den dieser Job eingebettet ist.
Viele Scanner*innen Persönlichkeiten, gerade wenn sie auch hochsensibel sind, arbeiten im sozialen Bereich, denn damit ist der Job ob sehr oft sinnstiftend und in dieser Hinsicht erfüllend. Die Bedingungen des Trägers, des Staates oder der Institution, für die man arbeitet, oder das Team, in dem man arbeitet, sind allerdings manchmal alles andere als perfekt.
Vielleicht tut es manchmal einfach nicht gut, nach dem möglichst perfekten Job zu suchen oder beruflich nach seiner Leidenschaft zu suchen?
Ich kann mir vorstellen, dass es für viele Menschen erlösend wäre, nicht mehr nach dem perfekten Job oder einer größeren Leidenschaft zu suchen. Allerdings habe ich auch oft das Gefühl, dass einem in unserer Gesellschaft vermittelt wird, dass es gut ist, nach einer beruflichen Leidenschaft zu suchen und danach zu streben, und dass sie viele auch finden.
Und unsere Gesellschaft tendiert auch dazu, alles zu optimieren, denn es gibt so viel Auswahl heutzutage, dass schnell der Gedanke aufkommt, dass man vielleicht nur etwas im Bereich Wohnen, Arbeit oder Partnerschaft verändern muss, um noch glücklicher und erfüllter zu sein. Ich habe das Gefühl, dass diese Suche nach seiner beruflichen Leidenschaft auch ausdruckt unserer Zeit ist. Ältere Generationen hat das nicht so seh beschäftigt.
Was sind wichtige Faktoren für einen erfüllenden Job als Scanner Persönlichkeit
Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Anspruch zu hoch ist. Ausschlaggebende Faktoren, die stimmen sollten sind für viele Menschen meiner Meinung nach folgende Faktoren, wobei sich einiges davon explizit auf hochsensible Multitalente bezieht:
Verdienst, Sinnhaftigkeit, Kolleg*innen, Strukturen, in denen man arbeitet, Anzahl der Stunden, die man arbeitet, Flexibilität, Sicherheit, Gestaltungsfreiheit, Urlaubszeiten und -tage, wofür verantwortlich, Entwicklungsmöglichkeiten, Abwechslung, weder unter- noch überfordert (z.B. fachlich und auch von der Belastung der Sinne her wie z.B. laute Geräusche), mentale/emotionale Belastung / Abschalten möglich (Trennung von Arbeit und Privatleben)
Vielleicht sind auch Menschen, die ihren ‘Traumberuf’ haben, wie zum Beispiel Musiker*innen eigentlich bei den eben genannten Faktoren nicht überall im grünen Bereich. Ich stelle mir vor, dass der Faktor Sicherheit bei kleineren und mittleren Musiker*innen nicht sehr ausgeprägt ist und bei großen Musiker*innen der Verdienst sehr gut ist, es aber keine Trennung von Arbeit und Privatleben gibt, sie quasi immer berühmt sind und aus ihrer Rolle nicht heraus können, was eine große mentale Belastung sein kann, da es schwierig sein kann, abzuschalten.
Schließen sich manche Faktoren nicht einfach gegenseitig aus?
Ein anderes Beispiel, dass mir einfällt, sind die IT- und die Architekturbranche. Mein Eindruck ist, dass dort der Druck, schnell und kurzfristig, also mit viel Arbeitsbelastung, etwas zu erledigen oft groß sein kann, was teilweise mit höheren Gehältern kompensiert wird, was allerdings gleichzeitig heißt, dass nicht alle wichtigen Faktoren erfüllt sind.
Ein anderes Beispiel sind Künstler*innen, die nicht super viele Gemälde beispielsweise verkaufen, die vielleicht sher erfüllt sind und bei denen viele der oben genannten Faktoren stimmen, nur der Verdienst ist vielleicht manchmal sehr gering, was auch mental belastend sein kann.
Es scheint also sehr schwer zu sein, alle Faktoren und Ansprüche zu erfüllen, die man an einen Job stellt, mit dem man immerhin auch einen Großteil seiner Lebenszeit verbringt.
Natürlich ist es auch so, dass viele gut ausgebildete Menschen die genannten Faktoren verfolgen, während es sich andere Menschen gar nicht leisten können darüber nachzudenken und in prekären Verhältnissen arbeiten und leben.
Unsere Gesellschaft würde auch absolut nicht funktionieren, wenn jeder sich nur die Rosinen herauspicken würde, denn beispielweise bei der Müllabfuhr muss auch dringend jemand arbeiten, was vielleicht weniger beliebt ist, aber dennoch eine wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft ist, die schließlich ohne einige Jobs, die weniger sinnstiftend oder abwechslungsreich sind, zusammenbrechen und nicht mehr funktionieren würde.
Und wie viel ist bei dieser ‘Suche’ eigentlich Glück?
Vielleicht gibt es einige Stellen, die relativ perfekt für eine bestimmte Personengruppe wären, es gibt davon aber nur sehr wenige. Dann spielt Glück eine viel größere Rolle, als die aktive Suche jemals könnte.
Was ich dir nur mitgeben möchte: Wenn du dich als Scanner*in Persönlichkeit identifizierst und müde bist, von der Suche nach deiner beruflichen Leidenschaft, ist es vielleicht auch in Ordnung erstmal nicht mehr zu suchen. Wenn du als Scanner Persönlichkeit nie deine berufliche Leidenschaft findest, ist das okay. Vielleicht ist das viel mehr die Norm, als die Ausnahme. Wenn man manchmal genauer nachhakt, sind viele Menschen mit ihren Job auf einer Skala von 1 bis 10 ungefähr bei einer 7. Das ist glaube ich auch kein Traumjob, er ist allerdings auch nicht allzu schlecht.
Vielleicht sieht es auch nur von außen so aus, oder die Menschen erscheinen so, als ob es eine 10 wäre? Wer weiß.
Wie geht es dir mit diesem Thema? Was sind deine Gedanken dazu? Ich freu mich von dir in den Kommentaren unter diesem Artikel zu lesen!
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Dieser Podcast ist für Hochsensible & Multitalente (werden auch oft Scanner*in Persönlichkeiten genannt). Jede Folge werden andere Themen beleuchtet, die dich im Alltag besonders beschäftigen. Mehr von Jacqueline findest du unter https://www.jacquelineknopp.de/
Jacqueline hat zwei Bücher für hochsensible Scanner Persönlichkeiten geschrieben, die du u.a. direkt auf ihrer Homepage (aber auch sonst überall findest): Ich kann viel und das ist gut so! & Her mit den Reizen! Oder: Warum hochsensible Multitalente Reize in ihrem Leben brauchen, um glücklich zu sein (mit Saskia Klaaysen)
In dieser Folge meines Podcasts Hochsensibel & Stark geht es um die Themen hochsensibel und Scanner Persönlichkeit sein und gleichzeitig Mutter sein. Zudem möchte ich über gleichberechtigte Elternschaft als ‘Lösung’ sprechen und was ich darunter verstehe. Ich freu mich über eure Kommentare zum Thema!
Bücher:
‘Her mit den Reizen!’: https://www.jacquelineknopp.de/her-mit-den-reizen-von-jacqueline-knopp-saskia-klaaysen/ (gebunden oder als ebook)
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